Sommerwerft 2017 - Theater, Tanz, Workshops

Nach den Querelen und der Hängepartie über die akute Existenzgefährdung des Festivals im Vorjahr, konnte die Sommerwerft 2017 nun – u. a. aufgrund der durch die entsprechenden Entscheidungen der Frankfurter Stadtpolitik leicht verbesserten Finanzierungslage mit positiver Perspektive – doch erneut stattfinden.

Sogar der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann ließ es sich nicht nehmen, in diesem Jahr einen offiziellen Rundgang über die Werft zu machen.

So wurde an den 17 Festivaltagen Ende Juli, Anfang August von den Organisatoren wieder ein umfangreiches Programmangebot mit der gewohnt vielfältigen Mischung aus Theater, Musik, Poesie, Tanz und Film zusammengestellt.

Aufwendige Platzbespielungen prägten den Outdoor-Bereich des Festivalgeländes an der Weseler Werft. Im Theater-Zirkuszelt gab es u. a. wieder die beiden "Nights of Dance." Dazu kamen Indoor-Theater, Kinderprogramm mit Märchen und Clowns sowie die beim Publikum besonders beliebten Poetry- und Songslams.

Im Beduinenzelt und zum Finale auch im Zirkuszelt wurde wieder ein umfangreiches und vielfältiges Konzertangebot geboten (Bericht im nächsten Teil).

Abgerundet wurde das Programm durch verschiedene weitere kulturelle Aktivitäten im KULTURFREIRAUM und durch den großen "Flowmarkt" an den drei Festival-Sonntagen. Leider litt das gesamte Kultur-Event, besonders in der ersten Hälfte stark unter den widrigen Witterungsverhältnissen mit häufigen Schauern oder lang anhaltendem Dauerregen.

Theater-Festival

Ondadurto Teatro

Große Zuschauermassen wurden auch in diesem Jahr wieder von den Platzbespielungen der verschiedenen nationalen und internationalen Theatergruppen ans Frankfurter Mainufer gezogen. Ein Höhepunkt war dabei sicher der Auftritt der italienischen Theatergruppe Ondadurto Teatro aus Rom, die auch schon im Jahr 2015 auf der Sommerwerft zu Gast war.

Das in der sarkastischen und grotesken Gesellschaftssatire "CAFÉ EURØPA" dargestellte Dorf symbolisierte als Mikrokosmos das heutige Europa mit seinen Migrationsbewegungen und Flüchtlingsströmen. Die geschilderte Situation einer fremden Frau, die offenbar als Flüchtling in die kleine Gemeinde gelangte, spiegelte die konfliktbehaftete Situation vieler Migrantinnen und Migranten im Zusammenleben mit den jeweiligen Einheimischen wider.

Das in der sarkastischen und grotesken Gesellschaftssatire "CAFÉ EURØPA" dargestellte Dorf symbolisierte als Mikrokosmos das heutige Europa mit seinen Migrationsbewegungen und Flüchtlingsströmen. Die geschilderte Situation einer fremden Frau, die offenbar als Flüchtling in die kleine Gemeinde gelangte, spiegelte die konfliktbehaftete Situation vieler Migrantinnen und Migranten im Zusammenleben mit den jeweiligen Einheimischen wider.

Aufgezeigt wurde im Verlauf des Stücks die Entwicklung der Beziehungen von einer anfänglichen "Willkommenskultur" bis schließlich hin zu gewalttätigen Akten und Handlungen. Dabei verdeutlichte die italienische Truppe an zwei Abenden gleichnishaft die dunklen Seiten, die sich in den Menschen verbergen auf und thematisierte damit gleichzeitig Laster und Heuchelei, die sich häufig hinter den sauberen Fassaden der wohlanständigen Gesellschaft verbergen.

Dabei erweckten die Schauspieler die Einwohnerschaft in knallbunter Kostümierung zum Leben. Die szenische Darstellung wurde durch Projektionen, Pyro-Effekte und durch die entsprechende Hintergrundmusik passend untermalt. Den Hingucker bildeten gewaltige Metall-Vehikel, die über den Platz, der als Spielfläche diente, bewegt wurden und die auch als Bühnenelemente fungierten. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen der kritischen Handlung, waren die Reaktionen beim zahlreich erschienenen Publikum weitgehend positiv. Die großartige Leistung der Schauspielerinnen und Schauspieler wurde mit langanhaltendem Beifall belohnt.

www.ondadurtoteatro.it

Bartleby

Ebenso ernst wie im bunten Stück der Italiener aber sehr viel düsterer ging es dagegen in dem auf der Novelle von Hermann Melville basierenden Stück "Bartleby, der Schreiber" von der Theatergruppe "Ton und Kirschen" zu.

Deprimierend ausweglos – aber auch vollkommen und beklemmend realistisch – wirkte dabei die fortgesetzte Entrückung des Haupt-Protoganisten von seiner sozialen Umwelt – einhergehend mit einer zunehmenden zwischenmenschlichen Entfremdung und der unvermeidlich erscheinenden finalen Zerstörung seiner Persönlichkeit, wobei Bartlebys sozialer und psychischer Tod am Ende zwangsläufig noch durch den physischen ergänzt wurde.

www.tonundkirschen.de

Aicha Marques & Lulu Puglise

Komisch bis tragikomisch verlief die Handlung im aktions-geladenen und 2013 in Salvador/Bahia preisgekrönten "Stummfilm-Theaterstück" mit dem Titel "Einmal und nie wieder" von Hebe Alves, Aicha Marques und Lulu Pugliese (Brasilien) zu.

Dabei ging es um zwei Frauen und ihre unterschiedlichen Verstrickungen in Liebesangelegenheiten, die vom Schicksal miteinander konfrontiert wurden. Eine war eine arme Näherin, die unter unerwiderter Liebe litt. Die andere, ihre Kundin, eine wohlhabende Frau, die den Traum von einer prachtvollen Hochzeit im weißen Brautkleid verwirklichen wollte. Als die Braut zur Anprobe ihres Kleides erschien und das Telefon klingelte, nahm das Liebesdrama seinen Lauf.

Mignone

Zahlreiche grotesk anmutende Situationen boten sich im OUTDOOR-SPECIAL: von Mr Pejo‘s Wandering Dolls aus St. Petersburg. 

In diesem Szenario lebt eine junge Frau gefangen in ihrer ureigenen Welt aus Erinnerungen angefüllt mit merkwürdigen Fantasiegestalten.

pejo.ru

antagon – Faust und Package

Mit zwei Stücken waren die Gastgeber von antagon theaterAKTion bei der Sommerwerft vertreten. Wieder einmal wurde das Theater über Geld, Faust III aufgeführt.

Außerdem wurde erneut die Neu-Inszenierung des Vorjahres "Package" dem Publikum präsentiert, in der es um den Büroalltag in der entmenschlichten kapitalistischen Arbeitswelt zwischen Mobbing, Monotonie und Karrierekampf geht.

Dabei griff das Ensemble ein bereits 1993 entstandenes Stück des japanischen Künstlers und Choreographen Shusaku Takeuchi auf, der unter der Co-Direktion des künstlerischen Leiters von antagon, Bernhard Bub, hierbei selbst Regie geführt hat.

"Supergrrrls"

Im Indoor-Berich waren – nach 2015 – u. a. die "Supergrrrls" von der Frankfurter "theaterperipherie" mit ihrer bunten Revue wieder mit von der Partie. Im Zentrum der überarbeiteten Aufführung mit teilweise neuer Besetzung standen erneut Frauenbild und die Frauenrollen und die Frage welche der mittlerweile unzähligen weiblichen Lebensentwürfe dabei zur Identifikation taugen oder eben nicht.

Die fünf Akteurinnen schlüpften dabei in die unterschiedlichsten Rollen vom Model bis hin zur Geschäftsfrau. Nach dem Schluss standen die Darstellerinnen dem Publikum für Fragen und eine Diskussion zur Verfügung.

Clowns wie etwa bei der Compania Tétaté sorgten im Kinderprogramm bei den großen und kleinen Sommerwerft-Besuchern für viel Vergnügen.

Daneben gab es auch märchenhafte Vorstellungen und weitere Unterhaltung für die Kids.

Tanz & Workshops

Nights of Dance

Bei den Nights of Dance präsentierten mehrere internationale Künstlerinnen und Künstler ihre variantenreichen Stücke und Performances.

Kenzo Kusuda

In der zweiten Night of Dance zeigte der in den Niederlanden lebende japanische Choreograph und Tänzer Kenzo Kusuda, musikalisch begleitet vom antagon-Mitglied Ruben Wielsch (Geige, Gesang, Percussion, Effekte & live looping), eine eindrucksvolle Vorstellung zur Poesie des tanzenden Körpers.

kenzokusuda.com

"Papaver Kormus /Desire For"

In "Papaver Kormus /Desire For" beschäftigte sich die Tänzerin und Choreografin Lotte Lindenborn in einer "Performance zwischen Sehnsucht und Trieb, zwischen Natur und Mensch" mit der Pflanzenbewegung von Mohngewächsen und der Sehnsucht nach Leben.

INOUTside

Makhina Dzhuraeva von DEREVO präsentierte bei der Night of Dance ihre sehr intensive Solo-Performance INOUTside über die zyklischen Prozesse des Lebens. Unter hohem körperlichen Einsatz erzeugte die Künstlerin dabei fantastische Bilder in und außerhalb eines Bilderrahmens, der die Bühnendeko bildet.

madzu.ru

Shusaku Takeuchi

Auch der "Erfinder" der Schmetterlings-Performance, der Japaner Shusaku Takeuchi, hatte im Rahmen der 2. Night of Dance einen Auftritt.

In seiner Solo-Performance zeigte er auf eindrucksvolle Weise die Schmetterlings-Übung in nahezu perfekter Art und Weise.

Workshops

Zudem wurden im Umfeld des Festivals von verschiedenen Akteuren Workshops aus den Bereichen Theater oder Tanz angeboten. Dazu kamen Übungen aus verschiedenen Tanztraditionen (Samba, Zumba, Bellydance), Kundalini & meditatives Yoga, Einführung in Atemtechniken oder Theater-Training.

Wie schon in den beiden Vorjahren wurde auch 2017 die äußerst beliebte Schmetterling-Gruppenperformance von Shusaku Takeuchi (Japan/Niederlande) wieder ins Festival-Programm einbezogen. Entwickelt aus verschiedenen Übungen der japanischen Butoh-Tanztradition, die Elemente der bildenden Kunst, des Ausdruckstanzes und der Pantomime umfasst, entwickelte sich eine "Performance mit Intervention" in poetischer Choreografie.

Während des Festival-Verlaufs wurde das Stück im Frankfurter Stadtraum sowie auf dem Sommerwerft-Gelände zur Aufführung gebracht.

Galerie(n) - Theater

Ondadurto Teatro - "CAFÉ EURØPA" - 1. Vorstellung

Ondadurto Teatro - "CAFÉ EURØPA" - 2. Vorstellung

Bartleby

Einmal und nie wieder 

Mignone 

 antagon - Package

Galerie(n) - Tanz & Workshops

Night of Dance 2

Kusada

Lotte Lindenborn

Makhina

Shusaku Takeuchi

Schmetterlings-Performance

Galerie(n) - "Ambiente"

Ambiente

Feuershow

OB Feldmann - Rundgang