Das Konzertprogramm der Sommerwerft 2017 – vorwiegend im Beduinenzelt mit seiner ganz speziellen Atmosphäre – bot, als kulturelle Ergänzung zu Theater, Tanz und Workshops (Teil 1), erneut ein weites Spektrum, das von Singer-Songwriter-Folk, Indie/Alternative Rock und Pop über Weltmusik-Klänge bis hin zu Soul, HipHop, oder gar Punk reichte.
Künstlerinnen und Künstler aus der Region Frankfurt/Rhein-Main wechselten sich mit solchen Deutschland oder dem internationalen Raum ab.
Das musikalisches Party-Finale im großen Zirkus- und Theaterzelt wurde dann am Schluss-Sonntag, nach den Auftritten anderer Künstler und Gruppen am Nachmittag und frühen Abend - vom Metafiction-Cabaret aus Berlin geliefert.
Platzregen
Obwohl es besonders in den ersten Festivaltagen schon recht viel geregnet hat, hatte man sich mit dem gleichnamigen "Erfolgs-Duo" den "Platzregen" quasi auch noch direkt ins Beduinenzelt geholt.
Das Duo, bestehend aus den Musikern "Groupel Shower" (Gesang und Schlagzeug) und "Niesel Reagan" (Gesang und Gitarre) lieferte dann dort auch einen musikalischen "Wolkenbruch aus dem heiteren Himmel der guten Laune" ab, während es draußen diesmal trocken blieb.
Sonato Tzigano
Eine wilde Mischung der diversen musikalischen Traditionen der verschiedenen Kontinente präsentierte das Ensemble "Sonato Tzigano."
Das breite Spektrum der Musiker Jean-Christophe Gairard (violin,guitar,voice), Kostas Plios (guitar), Ignacio Choroszczucha (violin, guitar,voice), Thimios Bardamaskos (bouzouki,- Guitar, voice) and Christos Drouzas (doble bass). reichte dabei von Balkan-Klängen über die griechische Folklore bis etwa hin zu argentinischem Tango.
Märchenhaft und gleichsam mystisch wurde es im Beduinenzelt beim Auftritt von Henning & Barbara Janke. Henning präsentierte eine ganze Reihe wundersamer Geschichten und Erzählungen.
Begleitet wurde er dabei von seiner Partnerin auf der keltischen Harfe.
Jacky ("Toxic") Bastek
Die talentierte Singer-Songwriterin und "Fingerstyle-Artistin" Jacky Bastek, die schon im Vorjahr das Sommerwerft-Programm sowohl mit der Gitarre als auch auf der Violine bereicherte, war erneut der Einladung der Organisatoren ins Beduinenzelt gefolgt.
Dabei wusste sie diesmal mit Eigenkompositionen ihres 2016 veröffentlichten Studioalbum "Idylls" aber auch mit unerwarteten Klängen, wie etwa einem ziemlich schrägen Britney-Spears-Cover, zu begeistern. Vielleicht darf man die Künstlerin deshalb demnächst auch als "Jacky Toxic" bezeichnen.
Musikalisch experimentelle Impro-Geschichten erzählten Richard Ungethüm & Friends bei ihrem spontanen Jam im Beduinenzelt ohne geplante oder feste Abläufe
Das Liedermacher Duo Zwei von Tausend in der klassischen Besetzung mit Gitarre (Karl C.) und Gesang (Frau Perle) bot neben ihren eher ruhigeren folkig-angehauchten musikalischen Klängen auch unerwartet tiefe und humorige Einblicke in eine Liedermacher-Ehe.
Der Frankfurter Singer-Songwriter Boo Hoo (Bernhard Karakoulakis ) präsentierte auf der Sommerwerft in ruhiger Atmosphäre seine filigranen Indie-Folk Songs, durchaus in der Tradition der bekannten internationalen Größen, aber mit eigener individueller eigener "Interpretation des Genres."
Getragen werden seine intimen, melancholischen Lieder dabei von sehr reduzierten Klang-Arrangements und dem Element des immer weiter verbreiteten "fingerstyle guitar picking. "
Schon Stammgast auf der Sommerwerft ist die Frankfurter Singer-Songwriterin Fee. In ihren Liedern verarbeitete sie, mal ernst mal humorvoll die unterschiedlichen Erfahrungen, die das Leben in seinen schönen oder weniger schönen Bereichen mit sich bringt.
Dabei geht es – natürlich – um die Liebe aber auch um die Suche nach einer "Heilen Welt", die – obwohl bestellt – letztendlich doch nicht geliefert wird. Kritisch reflektiert die Künstlerin mit "Smarte Karowesten" auch ihre negativen Erfahrungen e im Bereich des kommerzialisierten Musik-Business. Dabei begleitet sie Ihren sanften Gesang immer souverän auf der Akustik-Gitarre, so dass es Fee immer gelingt, die Zuhörer, im komplett besetzten Beduinenzelt, in ihre ganz persönliche Welt zu entführen.
Das große musikalische Sommerwerft-Finale fand am Abschlusssonntag, dem 6. August 2017, statt.
Blue Mango
Eingeleitet wurde es bereits am Nachmittag durch den Auftritt der Gruppe "Blue Mango."
Die durch die Band "Hotel Ost" bekannte Weltmusik-Violinistin Ina Kleine-Wiskott präsentierte im Zirkuszelt mit ihren Partnern Mohanad Almoslli (Flamenco-Gitarrist und Komponist aus Syrien) und Pejman Jamilpanah (Spieler der Langhalslaute Tar, Komponist und Sänger aus dem Iran) besonders eindringliche und ausdrucksstarke Stücke aus dem Folklore- und Weltmusikbereich in inspirierendem Crossover-Stil.
Das in Berlin beheimatete Trio "The Trouble Notes", bestehend aus dem Geiger Bennet Cerven, dem Gitarristen Florian Eisenschmidt sowie dem Perkussionisten Oliver Maguire lieferte bei seinem ausdrucksstarken Auftritt ein bunten Mix, der die verschiedenen aktuellen musikalischen Stilrichtungen wie Indie- und Stoner Rock oder auch Hip-Hop mit traditionellen musikalischen Elementen aus den Bereichen Klassik, Jazz und Weltmusik verknüpft.
Diese Form der "pan-kulturelle Musik" der Band wurde dabei zudem untermalt von elektronischen Beats.
Das bombastische Finale bildete dann der Auftritt der Berliner Gruppe "The Metafiction Cabaret", deren Mitglieder die große Bühne im Sommerwerft-Zirkuszelt am Frankfurter Mainufer abschließend noch einmal mit ihrem super-dynamischen Spektakel rockten.
Die von der Band präsentierten Songs verbanden dabei musikalisch Chanson und Cabaret Noir mit Elementen von Punk. Kombiniert wurde das Ganze mit unterschiedlichen Theater- und Zirkuselementen. Die vier Bandmitglieder, Richard (Drummer), Kai (musikalischer Tausendsassa), Marc (Gesang und Performance) sowie Johanna, genannt die Jungfrau von Orla (Performance, Schauspiel) waren dabei oft in knallbunte Kostüme gehüllt. Zudem kamen immer wieder Schminke, Kunstblut, Glitzer und etliche weitere Requisiten zum Einsatz.
Dabei bewegt sich die Band, die auch das Berliner Nachtleben, zumindest was den Underground-Bereich angeht, auf die Bühnen der Welt zaubern will, inhaltlich irgendwo zwischen Theater und Musik, Kunst und Unterhaltung, Melancholie und Ekstase. Ob die in den Eigenkompositionen der Gruppe enthaltenen tiefsinnigeren "Geschichten vom Scheitern" oder "der Sehnsucht nach Unvollkommenheit" oder auch die deutliche Kapitalismuskritik wie im Stück "THE ECONOMIST (THE YUPPIE SONG)" beim aufgeheizten Publikum wirklich immer Gehör fanden und auf Resonanz trafen, bleibt unklar.
Dass der Auftritt in der Mainmetropole ein großer Erfolg war, hingegen nicht. Bei den verschiedenen Zugaben tanzten die meisten Anwesenden im gefüllten Zirkuszelt fröhlich mit. Und wenn nicht der den Organisatoren vorgegebene zeitliche Schlusspunkt – wieder einmal viel zu früh – gekommen wäre, hätte die Party sicherlich noch bis spät in die Nacht hinein fortgesetzt werden können.
Das Frankfurter Nachtleben, dass mussten auch die Berliner von "The Metafiction Cabaret" feststellen – ist halt eben leider doch nicht das Nachtleben der Hauptstadt.
