Hanauer Musikernacht 2010

Auch in diesem Jahr fand im Rahmen des Hanauer Kultursommers wieder die "Musikernacht" der IG HanauRockt! vor der Kuranlage Wilhelmsbad statt. Das Rekordniveau des vergangenen Jahres bei Besucherzahlen und Wetter konnte diesmal zwar nicht erreicht werden, dennoch boten die verschiedenen Gruppen und Musiker aus der lokalen Szene, für die das Kultursommer-Motto "Kämpfen" bei der Suche nach Proberäumen und Auftrittsmöglichkeiten, dem Ringen um die Anerkennung des Publikums sowie für angemessene Gagen, zum Alltag gehört, wieder einmal beste Unterhaltung.

 

Affekt Artists Divas Go Crazy
Affekt Artists Divas Go Crazy

Die schwierige Aufgabe am sehr frühen Abend, für einen stimmungsvollen Einstieg zu sorgen, übernahmen die "Affekt Artists." Eine All-Star-Zusammenstellung der besten Künstler des Hanauer Plattenlabels "Affekt Records", mit Tim Ahmed, Wortgewandt und Ronnex, betrat erstmals gemeinsam die Bühne. Geboten wurde hierbei ein bunter Mix aus Soul, Hiphop und Rap. Nach kurzer Umbaupause schlossen sich die "Divas Go Crazy" an. Drei in der Hanauer Region schon lange nicht mehr unbekannte Künstlerinnen – Annika Klar, Connie Bunn und Stephanie-Ann Fehn – gaben sich, begleitet von ihrer "Band" – Stefan Seitz am Piano, in Wilhelmsbad ein Stelldichein. Die drei Powerstimmen sorgten mit ihrem Song-Repertoire aus Funk, Soul, Pop und Rock "unplugged" für beste Sommerabendstimmung.

 

Drohende Wolken über der Bühne Schirme bei Elfmorgen
Drohende Wolken über der Bühne Schirme bei Elfmorgen

Leider konnten die Ladies die drohenden, dunklen Wolken, die während ihres Auftritts heranrollten, nicht lange aufhalten, so dass beim folgenden Auftritt von "Elfmorgen" der angedrohte Regen einsetzte. Das Nass von oben konnte jedoch die eingefleischten Fans der "ältesten Newcomer-Band Deutschlands", die schon mit zahlreichen großen Namen des Rockbusiness (wie Revolverheld oder Sportfreunde Stiller) auf einer Bühne gestanden hat, nicht wirklich erschüttern.

 

Der Punkrock aus eigener Elfmorgen-Produktion mit frechen und humorvollen Texten, wie "Oberlippenbart", sorgte dafür, dass erstmals an diesem Abend – auch unter den aufgespannten Schirmen – heftig mitgetanzt wurde. Einige Fans konnten sogar, über die riesigen Boxen (es gab diesmal aus unerfindlichen Gründen keine Treppe) die Bühne entern, um dort oben zusammen mit den Musikern Party zu machen. So ging dann auch dort richtig die Punk ab. Ein sehr junger Fan geriet in plötzlich in den Mittelpunkt, als er zum "Stage-Diving on Stage" eingeladen und auf Händen der Fans über die riesige Fläche getragen wurde. Schließlich wagte eine mutige junge Dame sogar den Sprung aus der Höhe ins glücklicherweise auffangbereite Publikum.

 

Stage-Diving on Stage Echtes Stage-Diving
Stage-Diving on Stage Echtes Stage-Diving

Zum Abschluss des Abends kam dann, jetzt wieder ohne Regen, mit der Steve Scondo Band ein Urgestein der regionalen Szene, mit der Erfahrung von nicht weniger als rund 1.500 Liveauftritten, zum Zuge. Steve Scondo, "die schwärzeste weiße Bluesstimme seit Alexis Corner", ist bereits ein Vierteljahrhundert als Leadsänger, Gitarrist, Songwriter und Mundharmonikaspieler unterwegs. Unterstützt von seinen virtuosen Begleitmusikern und der Cartoon-Maus Jerry, wurde bei seinem Auftritt Bluesmusik vom Allerfeinsten aufs Podium gezaubert.

Abgerundet wurde die Musikernacht durch die unterhaltsame Präsentation und die Publikums-Anfeuerungen von Moderator Lutz "Loudz" Hanus und einen kleinen Marktbereich direkt neben der Bühne. Der Anspruch der Veranstalter, bei diesem Abend die Vielfalt der unterschiedlichsten Stilrichtungen, die in der Hanauer Musikszene vertreten sind, auf eine Bühne zu bringen, hat auch in diesem Jahr wieder sehr gut funktioniert. Dabei mag es durchaus gewagt erscheinen, Hiphop, Punk, Soul und Blues zu kombinieren. Die bunte Mischung, mit ihren teilweise doch recht heftigen Stilbrüchen, wird jedoch von den toleranten Besucherinnen und Besuchern problemlos akzeptiert.

 

Steve Scondo Band Support von Cartoon-Maus Jerry
Steve Scondo Band Support von Cartoon-Maus Jerry

Bedauerlich nur das einige "Anwohner"-Beschwerden dazu geführt haben, dass Beginn und Ende der Musikernacht (und auch der Wilhelmsbader Sommernacht) vorverlegt werden mussten. Hierunter leiden dann Stimmung und Besuch doch ein wenig. Viele aus dem Publikum reagierten außerdem enttäuscht, weil – bedingt durch den engen Zeitplan – keine Zugaben möglich waren und das Programm schon weit vor 23:00 Uhr beendet sein musste. Die Belastung durch Veranstaltungslärm in der Umgebung des Kurparks Wilhelmsbad ist mit Sicherheit nicht zu hoch, so dass es eigentlich möglich sein müsste, dies für zwei Abende an einem Sommerwochenende auszuhalten. Zumeist handelt es sich bei solchen Beschwerdeführen ja auch nicht um direkt Betroffene, die dagegen im Kurpark sogar immer wieder gerne mitfeiern, sondern um weiter entfernt residierende Kritiker, denen wohl die nötige Toleranz und das Verständnis für das, was städtisches Leben bedeuten kann, leider abgehen. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen für den Kultursommer überlegen, für die beiden musikalischen Sommernächte künftig Ausnahmegenehmigungen zu erteilen, damit es nicht irgendwann heißen muss: "Willkommen zum Hanauer Rock-Nachmittag bei Kaffee und Kuchen" oder zur "klassischen Wilhelmsbader Sommermatinee mit Brunch".

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