Ein Höhepunkt der diesjährigen Jubiläums-Sommerwerft war sicherlich die Aufführung des "Theaters über die Hoffnung" von antagon theaterAKTion. Das Stück "Ginkgo" um Katastrophen und Zerstörung, Zuversicht und Wiedergeburt, das durch die aktuellen Ereignisse im japanischen Fukushima neue Brisanz und Aktualität erhielt, lockte wieder ganz viele Menschen ans Mainufer, die die aufwendige 360-Grad-Platzbespielung an der Weseler Werft an diesem ungewöhnlich schönen Sommerabend miterleben wollten.

Gruppe

Verseucht

Gruppe

Verseucht

Der antagon-Produktion aus dem Jahr 2008 gab der Ginkgo ihren Namen. Ein solcher Baum war es, der nach dem Atombombenabwurf in Hiroshima als verkohlter Stumpf aufbrach und wieder zum Leben erwachte. Ausgangspunkte für die dramatische Handlung sind die ökologischen Katastrophen unserer Zeit, Kriege und Massenmord in Vergangenheit und Gegenwart, die zunehmende Ungleichheit zwischen Arm und Reich sowie die Verknappung und Vergeudung der Ressourcen des Planeten.

Sturz

Mutanten

Sturz

Mutanten

Ginkgo beschreibt – trotz dieser negativen Perspektiven – einen Gegenentwurf. Das Stück huldigt der Kraft des Lebens, der es wie der Pflanze immer wieder gelingt, neu auszutreiben. Diese Kraft ist, so antagon, auch "bereits Teil eines jeden Menschen, tief versteckt in seiner Seele, gleich altem, vergessenen Wissen, das wir auch in der Geduld, der Stärke und der Weisheit eines Baumes wiederfinden können." Jedes Individuum werde im Verlauf seiner Existenz immer wieder vor die Wahl gestellt, "zu entscheiden, entweder seinen Lebensplan dem Egoismus, der Selbstbereicherung und der Zerstörung zu verschreiben, oder das Leben zu bejahen, den Menschen und seine Umwelt zu respektieren und die Würde allen Lebens in einer bewohnbaren Welt als höchstes Ziel zu haben."

 

Auf, über und neben der monumentalen Bühne erscheint eine Gruppe menschlicher Wesen dem Kampf ums Überleben ausgesetzt. Diese Gestalten finden im Verlauf der Handlung, in der sich düster-katastrophale Elemente und poetisch-sensible Momente abwechseln, die lebensbejahende Kraft, den Keim der Hoffnung und die Quelle zum Wachsen und Blühen.

Luminanz

Geschunden

Luminanz

Geschunden

Dabei gelingt es den Darstellerinnen und Darstellern – mit Mitteln des Körpertheaters, des Ausdruckstanzes, der Akrobatik und des Stelzenlaufs – unvergessliche Bilder zu kreieren. Beklemmend die Darstellung des nuklearen Krieges, bei der Gestalten mit Gasmasken die Reihen des Publikums durchdringen. Eindrucksvoll: blutige Gedärme, die aus geschundenen Leibern herausquellen, im Kampf miteinander verstrickte Krieger, die Entstehung von grauenerregenden Mutationen oder ein flammender Engel, der schließlich hoch über den Köpfen des Publikums schwebt.

Flammender Engel

Erneuerung

Flammender Engel

Erneuerung

Die schauspielerischen Leistungen werden durch eine genau abgestimmte Beleuchtung u. a. mit Stroboskop-Effekten und mittels verschiedener pyrotechnischer Elemente hervorgehoben. Untermalt werden die starken Bilder und Szenen zudem mit einem eigens komponierten Live-Soundtrack von den Türmen auf der Seite. Durch die mehrdimensionale Form der Inszenierung wird das Publikum auf ganz besondere Weise miteinbezogen. Um die große Vielfalt der "rasanten Outdoor-Performance" voll erfassen zu können, muss auch der Betrachter, selbst aktiv werden. Nur durch eigenes "Mitwandern" kann es gelingen, das dynamische Szenario mit seinen verschiedenen Facetten von allen Seiten ansatzweise zu erfassen.

 

Die Zuschauerinnen und Zuschauer in Frankfurt zeigten sich dann auch überaus begeistert von der herausragenden darstellerischen Leistung sowie der Kreativität und Energie der atmosphärischen Inszenierung und belohnten die Schauspieler und die weiteren virtuosen Akteure des Aktionstheater-Ensembles daher mit langanhaltendem und hoch verdientem Schlussapplaus.

  

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