Wer am Karnevals-Wochenende mit Schunkeln und närrischem Treiben nicht allzu viel am Hut hatte, bekam in Hanau am Fastnachts-Samstag trotzdem humorvolles geboten. Der Jazzkeller hatte nämlich zur "Bluesmusikalischen Lesung" geladen. Trotz der großen Konkurrenz hatten sich zahlreiche Besucherinnen und Besucher eingefunden, um dem Programm des Frankfurter Mundartdichters und Liedermachers Rainer Weisbecker unter dem Titel "Erotik, Blues un alte Grießbrei" zu lauschen.

 

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Vortrag aus dem Buch Frankfurter Blues

Weisbecker, der u. a. durch seine Mitwirkung bei verschiedenen regionalen Bluesgruppen schon seit längerem bekannt ist, präsentierte dem Publikum eine abwechlungs- und pointenreiche Mischung aus Bluesstücken sowie Gedichten im Frankfurter Dialekt.


Eingeführt wurden die Gäste in den Abend mit einem kurzen Sprachkurs zum Frankforderischen – speziell zum Niederräder Dialekt –, da dies der Stadtteil der Bankenmetropole ist, aus dem der Künstler stammt. Und dies tat auch Not, da sonst an einigen Stellen sicherlich eine Untertitelung unverzichtbar gewesen wäre. Dabei wurde deutlich, dass die Frankfurter Mundart stark vom Englischen, Französischen und auch vom Jiddischen beeinflusst wurde, was sich in Worten wie "Trottwa", "Portmonnee", "Schmiere" oder "Jardengelsche" zeigt.

Für beste Unterhaltung sorgten dann die vielfältigen Stücke mit Anekdoten aus dem Frankfurter Leben, zur Auseinandersetzung mit Beziehungsproblemen und -freuden beispielsweise in "Mei goldisch Knodderbix" oder auch zu existentiellen Fragen. "Schiss vorm Hades" brauche man beispielsweise nicht zu haben, "da dem Teufel sei Fraa die Rauscher is". Es gelang Weisbecker dabei immer gekonnt, die Balance zwischen melancholischen Parts, Äppelwoi-Seligkeit ("De Äppelwoibaam") und humorvollen Stücken zu waren, wobei die heiteren Momente an diesem Abend aber auf jeden Fall überwogen.

Vieles stammte dabei aus Weisbeckers letztem Buch, das genau wie das Programm des Abends betitelt ist, und der dazu gehörenden CD (beides erschienen im Verlag M. Naumann, Hanau). Dabei präsentierte Weisbecker auch das mittlerweile zur Hymne des Frankfurter Stalburg-Theaters gewordene Lied "Merr habbe dehaam en alte Grießbrei" zu dem fleißig mitgeschunkelt – pardon – mitgesungen werden konnte. Das Hanauer Publikum genoss dabei sichtlich die verschiedenen Aspekte des Gebotenen und geizte auch nicht mit Applaus, so dass Weisbecker als Zugabe und definitiven Abschluss noch die "Nationalhymne" Niederrads vom "Rattegickel aus de Unnergaß" intonieren konnte.

Wer Rainer Weisbecker selbst einmal erleben will, dem bieten sich in der nächsten Zeit bei verschiedenen Auftritten in der Rhein-Main-Region weitere Gelegenheiten. Infos zum Programm, zu den Terminen und zum Künstler selbst finden sich auf der Homepage: www.mundartprojekte.de.
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